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DFÜ, die Datenfernübertragung, ist schon seit Anbeginn der Menschheit
ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man dabei auf Computer
zurückgreifen, manchmal musste es eben auch einfacher gehen. Bereits
in der Steinzeit, genau gesagt an einem Freitag den 13. fünf vor Zwölf
bayerischer Atomzeit, erfand der Stammesfürst Kawumm von Sumpfland,
derer zu Neanderthal, die theoretischen Grundlagen. Es müßte doch
möglich sein, so sagte er sich, durch zärtliches Schleudern einiger
Bits mit dem Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden
die Bits damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) -
es war ja schließlich Steinzeit - doch wurde die erste Datenfernüber-
tragung trotzdem ein voller Erfolg, der nur deshalb nicht in die
Geschichte einging, weil es noch keine gab.
So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung in
eine Verzückung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der Sysop der
Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut. Diese
besonders grausame Art der Jenseitsbeförderung hat sich bis in die
heutige Zeit in einigen Ländern gehalten, wird aber nur bei
besonders schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher Mailboxnummern,
angewandt. Andere wiederum konnten sich für die Sache nicht so recht
begeistern, und standen den Steinbits ratlos bis ablehnend gegenüber.
Dieses Steinzeitdenken läßt heute noch einige reaktionäre Individuen
gegen den Computer wettern. Ganz instinktiv eben.
Doch zurück in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also
Felsbröckelchen, ließen die damaligen Bewohner etwas leichtfertig
mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Schon bald ging der Rohstoff
aus, und so endete die Steinzeit.
Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb
frühzeitig am ersten Acknowledge-Signal, auf dem Höhepunkt seiner
Arbeit, so wie er es sich gewünscht hatte. Sein Grab konnte aufgrund
der unpräzisen Adressierung leider bis heute nicht gefunden werden.
Der Verlust dieses Genies einerseits und das Ende der natürlichen
Signalvorkommen andererseits (es wurde offensichtlich schon ge-
speichert) führten dazu, daß die DFÜ in Vergessenheit geriet. Wie es
sich herausstellen wird, jedoch nur für kurze Zeit.
Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen schickte.
Cäsar, der größte Hacker der damaligen Zeit, liebte geradezu die DFÜ
und schickte seine Grüße in die ganze damals bekannte Welt. Zwar
mußten wieder einige Sysops daran glauben, die Entwicklung war aber
nicht mehr aufzuhalten. Die römischen Imperatoren wurden so die
ersten Opfern der hohen Telefonrechnungen. Zwar besaßen sie noch
keinen solchen Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand
kostete Unmengen von Sesterzen und das Römische Reich mußte Konkurs
anmelden. Tausende der im Gleichklang der Sandalen synchron
marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage, bis ein
Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFÜ wieder
aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung ausließ. So
ließ er sich in Frankreichs bekanntester Softwareschmiede, dem
Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game entwerfen.
Monatelang saß ein junger übriggebliebener Adliger an dem Programm
"Nappy goes to Moscow", kam aber nie über ein Flowchart hinaus. Nappy,
Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau. (Auch ein etwa 150 Jahre
später herausgebrachtes Remake, diesmal unter dem Titel "Adi goes to
Moscow" scheiterte an der damals üblichen Röhrentechnik, weil die
Verlustleistung nicht ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu
beheizen.) Der erste Programmierer wurde dann im Zuge der
Französischen Revolution der Öffentlichkeit vorgestellt und verließ
angesichts der begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber
das hat mit der DFÜ nichts mehr zu tun.
Napoleon, unterdessen ständig in Sachen Kriegskunst unterwegs, gab
eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte mit
seinem einnehmenden Wesen die Welt (natürlich nur die damals
bekannte). Die häufige Abwesenheit machte allerdings eine sorgfältige
und sichere Datenübertragung erforderlich. Schließlich war Krieg, und
bei dem wüsten Getümmel arbeitete die Post nicht besonders
zuverlässig, was sie zwar heute auch nicht tut, dafür haben wir aber
wenigstens keinen Krieg.
In manch durchschlafener Nacht überlegte der Heerführer, von seinen
Untergebenen liebevoll Europas größter Zwerg" genannt, fieberhaft,
wie eine Lösung aussehen könnte. Eines Tages kam dieselbe, wie alles
Gute, von oben. Eine Taube erleichterte sich ein wenig und wählte als
Ziel ausgerechnet den kleinen Korsen aus. Der machte erstens den
Dreck weg und zweitens das Beste daraus indem er die Brieftaube
erfand, und damit wiederum die DFÜ förderte. Führende Köpfe der
damaligen Zeit arbeiteten den Einfall aus und perfektionierten die
Idee. Nach dem neuentwickelten Code benötigte man acht Tauben, die im
Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den ASCII,
den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben auskam, aber
das war eben in Amerika. Nappy stand vor einem seiner besten Fights,
als er erschrocken feststellte, daß er seine Parade-Pantoffeln zu
Hause bei seiner Josephine vergessen hatte. Sofort sandte er per
Tauben-DFÜ die Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort
nachsenden. N.B."
Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen läßt, immerhin 560 Tauben
notwendig - inklusive Leerzeichen. Über den Alpen kam die ganze
schöne Formation angesichts eines Lämmergeiers derart durcheinander,
daß die Nachricht infolge mangelnder Redundanz unleserlich und in
Paris falsch dekodiert wurde. Statt Pantoffeln bekam der Feldherr ein
Paar Kartoffeln. Und da bei einem Sieg die Parade mangels schicker
Schlappen ausgefallen wäre, verlor der Kriegskünstler die Lust an der
Sache, sowie die anschliessende Schlacht, und die Sache war für ihn
erledigt. Für die Tauben allerdings auch. Da die meisten Nachrichten
geheim waren, mußten die Boten, in diesem Falle also die Tauben, im
Interesse der Sicherheit zum Schweigen gebracht werden. Eine Cousine
des Schlachtenlenkers erfand daraufhin einige neue Rezepte die dann
auch nach ihr benannt wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hieß das
Kochbuch) stand so manches Täubchen auf der Speisekarte. Dies führte
zwangsläufig dazu, daß die flugtauglichen Bits immer knapper wurden.
Der Erhalt der Gattung wurde glücklicherweise durch das Ende der
napoleonischen Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit dem Ende des
Namensgebers fiel, gesichert.
Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal für Denkmal schoß
aus dem Boden - so daß manch braver Ackersmann nicht mehr wußte, wie
er noch gerade pflügen sollte. Und sogar die kleine Anekdote, als
der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen Korsen fallen ließ, wird
bis in die heutige Zeit bei jedem seiner Monumente exakt nachgespielt.
Den nächsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik dann
in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hieß, aber schon
so war. Ein Fürst namens Tut und Sagtnix erkannte folgerichtig daß es
noch keine Post gab, als er einmal einen Brief in den nicht vor-
handenen Briefkasten werfen wollte. Man bediente sich bis dato des
einfachen Weges der Flaschenpost und versenkte die Briefe samt Leergut
in den Starnberger See. Der geschäftstüchtige Fürst nahm flugs in der
eigenen Bank ein Darlehen auf und kaufte auf dem nächsten Flohmarkt
ein reich verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den
Laden, und fürstliche Beamte sorgten dafür, daß alles klappte. Sie
erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken, und stempelten
diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die dann im Starn-
berger See landeten. Mit der Post ging es aufwärts. Leider verlor
der Postfürst sein Monopol am Spieltisch an den Kanzler, welcher damit
nichts anfangen konnte und das Ding seinem Minister schenkte.
Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche Postmodem.
Leider unterliefen ihm dabei einige Entwicklungsfehler, da der
Computer noch nicht auf dem Markt war, und somit Kompatibilitäts-
probleme die zwangsläufige Folge waren. Die Zeit bis zum Erscheinen
der ersten Rechner wollte man dadurch überbrücken, daß man die Modems
als solche verschickte, nach dem Motto: "soll sich doch der Empfänger
darum kümmern, was darin steht". Jedoch ging auch dieser Versuch
daneben, da das Gerät zu schwer und außerdem nicht wasserdicht war und
auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See versank. Glücklicherweise
hatte man jedoch zwei Prototypen gebaut, so daß das Alternativexemplar
auf seine Mängel hin untersucht werden konnte. Diese anspruchsvolle
Aufgabe wurde dem renommierten Zentralinstitut für Zufallsforschung,
ZZF in Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands,
Sylvia Soppelmann, übertragen. In Ihrem kleinen und zugigen
Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Gerät auf seine Fehler
hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die Japaner, den
Rest behielt sie für den Bau eines neuen Modells im Labor zurück.
Leider war es nicht sehr viel: Der verbliebene, einpolige, zirka vier
Zentimeter lange Klingeldraht funktionierte zwar tadellos, ergab aber
keinen Sinn. Ein drittes Modem mußte her, und daran scheiterten die
ganzen weiteren Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop
genannt, wartet heute noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst
ordnungsgemäß verrichtet; den Herren Bell und Hayes sei's geklagt,
vergebens. Soweit also der geschichtliche Aspekt. Und da wir gerade
bei der Geschichte sind, stelle ich Euch jetzt ein Paar Fragen, auf
die es ebenso traditionsgemäß keine Antwort gibt:
Was ist ein Sysop?
a.) ein Steinzeithacker
Wieviele Tauben sind zur Übertragung einer Nachricht notwendig?
a.) jede Menge
Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
a.) überhaupt nicht
Und hier die Antworten:
Ein Sysop ißt so ziemlich alles, außer Knoblauch. Warum dem so ist,
kann ich nicht sagen - vermutlich löst die Angst vor daraus sich
ergebenden Kommunikationsproblemen die Freßhemmung aus, obwohl man
das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht riechen kann.
Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir während des
Schreibens in den Starnberger See und ist samt der dazugehörigen
Antwort bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom Bundespost-
minister selbst, der die Antwort dringend für seine weitere Planung
benötigt. Antworten nimmt jeder Briefträger entgegen. (Bitte den
Postboten ausreichend frankieren und NICHT in den Starnberger See
werfen !!!)
Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFÜ, die Sache mit dem Pfiff,
eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat an. Der
Gedanke läge nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch darf ich davon
ausgehen daß ein Hacker bereits einen hat, den wie käme er sonst
auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche Sache einzulassen.
Sinnvoller, ja fast unersetzlich ist der Besitz einer Schnittstelle.
Mancher Computer hat eine, ein anderer nicht. In diesem Falle hat man
sich bereits beim Kauf des Computers geschnitten und muß nachrüsten,
was teuer ist.
Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten, die
auf einen noch zustürmen werden. Weiterhin ist noch ein Akustikkoppler
notwendig. Dabei gehe ich davon aus, daß... Ach was, ich bleibe lieber
hier. Es ist nämlich ziemlich sicher, daß die Post bis zur Drucklegung
dieses Artikels immer noch kein Modem - außer ihrem eigenen -
genehmigt hat. Und dieser Aufsatz soll berichten wie die DFÜ
funktioniert und nicht wie sie es dank eines Postmodems NICHT tut.
Ohne amtliche Elektronik kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz,
denn es wird noch eine Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnitt-
stelle benötigt, damit die Geräte nicht so frei im Raum herumschweben.
Wie immer, wenn man es mit hochwertiger Elektronik zu tun hat, ist es
mit einer einfachen Strippe nicht getan, da muß schon etwas teureres
her. Ohne Kabelsalat macht die Sache sowieso keinen Spaß. Nun muß man
nur noch über ein geeignetes Kommunikationsprogramm verfügen (nach
Meinung der Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich
seine Software also am besten selbst).
Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg - das
Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man keines, dann
erst recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht vorhandenen
Telefons: Meist steht dann irgendwo an einer nahen Ecke eine Telefon-
zelle zur Verfügung. Man muß dann nur noch die gesamte Ausrüstung in
dieses gelbe Häuschen transportieren und ein ausreichend langes
Verlängerungskabel besorgen. Mit einem reichlich bemessenen Vorrat
an Münzen steht einem geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten nichts
mehr im Wege.
Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten, Akustikkoppler
usw. beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen, und mit harmloser Miene
anzufragen ob man eben mal kurz telefonieren könne. Falls die Dame für
ein derartiges Ansinnen überhaupt Verständnis aufbringt, besteht immer
noch die Gefahr, daß sie unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichge-
sinnten" was völlig Falsches versteht.
Aber es soll ja Leute geben, die über einen eigenen Anschluß verfügen,
wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran sind. Moderne
Apparate haben nämlich viereckige Sprech- und Hörmuscheln die sich so
an die Ohrform des Verbrauchers angepaßt, und damit gleichzeitig von
den Aufnahmehalterungen eines Durchschnittskopplers entfernt haben.
Aber das ist nur ein kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht
im Bastelkeller beseitigen läßt. Hier wird aus einem Kilo Einmach-
gummis und einem Eimer Kleister ein Adapter für den Hörer gebastelt:
Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den Leim
hinzufügen und das Ganze durch kräftiges Pusten abkühlen. Wenn der
Kleber trocken ist, kauft man sich einen neuen, induktiven Koppler,
und schmeißt den alten weg. Nun kann es aber endgültig losgehen.
Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewählt. Haltet ruhig
mal den Hörer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da hört, ist das
Besetztzeichen, welches für bekannte Mailboxen typisch ist. Wählt
also lieber eine weniger bekannte an, etwa die des Katholischen
Hilfswerkes. Und was kann man jetzt hören? Richtig, immer noch das
Besetztzeichen. Es müßte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben,
daß das Telefonnetz tagsüber nicht und nachts höchst selten
funktioniert. Solange die Sonne scheint ist die Leitung schon bei der
Vorwahl überlastet und läßt den DFÜ-Freaks keine Chance. Wir lassen
also die Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nacht-
zeit, und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, hübsch anzusehende,
graue (wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das weiß man aus dem
Kino, gesellige, lernwillige Tiere, so ganz anders als der gemeine
Goldhamster, die für einen DFÜ-Versuch abgerichtet werden können. Gebt
den Schmusetierchen die Namen Bittie-Null bis Bittie-Sieben
(abgeleitet von Bit).
Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu dressieren,
daß sie wunschgemäß piept. (Sie haben doch auf wohlklingende Exemplare
geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den ASCII-Code für den Buchstaben
"A" im Handbuch an und übersetzt ihn in die Binärform. Habt Ihr das
gecheckt? Prima, obwohl es gar nicht nötig war, denn meine Ratten
haben es mir schon verraten: Binär heißt das "A" eigentlich
"01000001". Jetzt wißt Ihr es also, und könnt inzwischen überprüfen,
ob die Ratten noch auf ihren Plätzen sind. Falls nicht, empfiehlt sich
die Suche unter nahegelegenen Schränken und Betten, da nur extrem
träge Exemplare auf derselben Stelle verharren, während Ihr Euch mit
den Codetabellen herumschlagt. Nun laßt Ihr die Ratte Null und Ratte
Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das Ergebnis ist der DFÜ-Ton des
Buchstabens.
Kenner der Materie wissen schon daß man für die reine Textübertragung
keine 8 Ratten benötigt, da ja bereits 7 Bits für alle Zeichen aus-
reichen. Diese Schnellmerker werden jetzt gleich fragen, was ich denn
mit dem letzten Tierchen mache (es ist übrigens ein Weibchen, und sie
heißt Helene). Ihre ursprüngliche Aufgabe war es, den Telefonhörer zu
halten. Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als
außerordentlich klug erwies, habe ich beschloßen, ihr den Piep des
Paritätsbits zu übertragen. Dazu ist mathematisches Talent
erforderlich, muß doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf even
oder odd gebracht werden. Hier wäre die Anschaffung eines billigen
Taschenrechners zu erwägen, um, insbesondere bei höheren Übertragungs-
raten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der Tierquälerei wirkungsvoll zu
begegnen. Sollte Euch eine ähnlich gute Dressurleistung gelingen,
könnt Ihr damit im Zirkus auftreten, die Verwandtschaft beeindrucken,
oder im Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht könnt, ist DFÜ. Hierzu ist
nämlich noch einiges mehr nötig. Da gibt es das Stoppbit, für das am
besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird. (Bei Zweien ist
der Bremsweg entsprechend kürzer.) Außerdem wird ein Antwortsignal
benötigt, bei dem solch ein Tierchen auch die Fähigkeit zum Zuhören
haben muß. Kurz und gut, da auch noch dauernd der Käfig saubergemacht
werden muß, sollte man auf diese Arbeitsweise verzichten, und die
Ratten in die Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines
Postamtes.
Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir können wieder mal
versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder wählen und
lauschen. Und tatsächlich, es ist ein mehr oder weniger deutliches
"Pieep" zu vernehmen. Es ist der Computer, genauer gesagt das
Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der uns zu verstehen gibt:
"hier bin ich, die DFÜ kann beginnen".
Mist! Das hätte man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den Computer
eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt, ist die
Verbindung längst weg. Das Ganze nennt sich Timeout, und dient dazu,
auch anderen Freaks die Möglichkeit zu geben dem "Pieep" (auch Carrier
genannt) der Mailbox zu lauschen.
Für den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet und
das Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hört, drückt den
Hörer schleunigst in den Koppler, und schon erscheint das Titelbild
der Box auf dem Bildschirm. Die darauffolgende Frage nach dem Namen
könnt Ihr nur beantworten, wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann
nehmt bitte etwas Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder
Megasieb. Namen wie Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von
den phantasielosesten Gesellen in der allerersten Anfangszeit benutzt,
und verweisen auf einen niedrigen Intelligenzquotienten. Die nächste
Frage ist jene nach dem Paßwort. Holt nun Euren neuen, maschinen-
lesbaren Personalausweis, schaut nach, welche Zeichenfolge Euch am
besten gefällt, und gebt dieselbe ein. Da die ja dem Sysop naturgemäß
fremd ist, werdet Ihr auf Gastlevel niedergestuft. Die Frage GAST
JA/NEIN beantworte man tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas zu
trinken gibt.
Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen vielleicht
von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze Prozedur heißt
"Einloggen", was soviel wie "Reinkommen" bedeutet. Ist man erstmal
drin (in der Mailbox) steht man vor einer Bretterwand. Das Inhalts-
verzeichnis einer anständigen Mailbox wird nämlich in sogenannte
Bretter unterteilt. Diese Unterteilung ist auf den berühmten Hunde-
züchter und allseits anerkannten Dünnbrettbohrer Christian Blackpenny
zurückzuführen. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und führte es
international ein - daher der Name FidoNet. Leider verirrte er sich
in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als vermißt, in dem ein
unvorsichtiger Sysop die Leitung durch einen voreiligen ATH0-Befehl
kappte.
Damit es Euch nicht ähnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter
systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist
bekanntlich Geld) das ist aber nicht besonders tragisch wenn man ein
Firmentelefon benutzen kann, und nicht gerade stundenlange Chats mit
Übersee fährt. Und damit sind wir schon beim letzten Punkt, nämlich
der Telefonrechnung. Zum unbedingten Statussymbol eines halbwegs
ernstzunehmenden Hackers gehört in jedem Falle eine Telefonrechnung
die mindestens 20% des monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht.
Niedrigere Summen lassen berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit
des Hobbys aufkommen, und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung
des Teilnehmeranschlusses sowie einen zwangsläufigen Anschluß an BTX
zur Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfügt
werden.
Zum Abschluß noch einmal einige Fragen:
Wohin mit den Ratten?
a.) der Freundin schenken
Bretter sind...
a.) dazu da, durchbohrt zu werden
Eine gute Mailbox erkennt man...
a.) an den gutdressierten Ratten
b.) ein alpenländischer Lämmergeier auf Taubenfang
c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
b.) mehr oder weniger
c.) nur eine Cousine
b.) eher zufällig
c.) Sonntags nie
b.) ab in die Natur
c.) an die nächste Mailbox schicken
b.) Kopfschmuck eines Hackers
c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
b.) am Belegtzeichen
c.) an der Telefonrechnung